18.11.2023
Die immer wieder leidige Diskussion, vor allem mit sich selbst: Ich kann doch nicht so viel Geld nehmen, ich bin doch nicht gut genug… Oh doch! Du bist gut genug und man ist selbst der stärkste Kritiker. Was ja auch gut so ist, sonst würden wir uns ja nicht ständig weiterentwickeln und das Bestmögliche herausholen wollen!
Was gut ist und was nicht, ist sowieso total subjektiv. Das empfindet jeder anders. Den einen gefallen deine Bilder und dem anderen wiederum nicht. So what? Wo ist das Problem? Versuche, deine Selbstzweifel zur Seite zu schieben und betrachte einmal objektiv, was du erschaffst und bis jetzt auch geschafft hast. Wer entscheidet eigentlich, was gut genug ist? Warum vergleichst du dich mit andern? Was bringt dir das? Nix! Ich habe 2017 gedacht ich wäre gut genug, um mit meinem Gewerbe zu starten und jetzt? Schau ich die Bilder an und schmeiß die Hände über dem Kopf zusammen, weil ich mich frage, was ich da fabriziert habe (es hat aber anscheinend Leuten gefallen, denn ich hatte Aufträge). Es ist also eine ganz, ganz subjektive aktuelle Empfindung, die man sich als Fotograf auch immer wieder stellt im Laufe der Zeit (ok ich gebe es zu, täglich).
Aber mal Butter bei die Fische. Warum zur Hölle sollten deine Bilder nicht gut genug dafür sein, genug Geld für deine Dienstleistung zu verlangen? Und du bist ja schon an dem Punkt, dass du Geld verlangst … also dann nimm auch gefälligst genug dafür!!! (ja, ich habe das gerade geschrien!!!)
Verkaufe deine Dienstleistung nicht für Dumpingpreise. Denn das ist der Fall, wenn du sie unter Wert verkaufst. Und wir reden hier erstmal nicht von dem emotionalen Wert. Sondern dem Materiellen. Du verkaufst deine Zeit! Und du hast teures Equipment, Software und und und …
Seien wir mal ehrlich. Durch zu niedrige Preise kommen nur Probleme.
Durch zu geringe Preise stopfst du dein Auftragsbuch bis zum Anschlag voll, um über die Runden zu kommen. So ein Billigprodukt zieht wahrscheinlich auch noch mehr Kunden an. Ergo: Du überlastest dich selbst und hast schlimmstenfalls schnell keine Freude mehr an der Fotografie. Das belastet nicht nur dich, sondern auch die Qualität deiner Arbeit. Wir sind kreative Menschen und liefern keine Fließbandarbeit. In jedem Bild steckt unsere volle Aufmerksamkeit und das sieht man am Ende auch. Unter Zeitdruck zu arbeiten, weil man komplett überlastet ist, ist da wenig zielführend. Deine Kunden warten dann vielleicht auch noch Ewigkeiten auf ihre Bilder und buchen dich im schlimmsten Fall nie wieder.
Kameraequipment, Software, 96 verschieden Kabel. Das alles kostet Geld. Sehr viel Geld. Und du brauchst Geld, um zu investieren. Wenn du also deine Kosten im Blick hast, weißt wie viel du mindestens verdienen musst, um deine Kosten zu decken, kannst du auch so kalkulieren, dass du auch noch Geld hast, um in weiteres und besseres Equipment zu investieren. Und da ist es egal, ob du dich fragst, ob du „gut genug“ bist. Das bist du und das Geld brauchst du MINDESTENS für deine Dienstleistung! Wenn du beschließt Shootings anzubieten, dann hast du Gewinnabsichten und Gewinn erzielt man erst, wenn man vom Umsatz die Kosten abzieht. Wenn dann unterm Strich ein Minus steht, dann hat der Gewerbeschein bei dir nichts zu suchen. (ok, das ist eine harte Aussage … zugegeben). Und nein es ist auch keine Lösung auf Dauer immer Geld aus deinem Hauptjob ins Nebengewerbe zu investieren. Wenn du dich mit deinen Bildern noch nicht sicher genug fühlst so viel Geld zu verlangen, dass deine Kosten deckt, dann bleib lieber erstmal weiter bei TFP (Time for Pictures) und mache das als Hobby. Bis du genug Selbstbewusstsein hast.
Bevor du also überhaupt Geld für deine Dienstleistung verlangst, dann kalkuliere das einmal ordentlich durch, denn es gibt noch ein paar Stolperfallen, denn wer am Anfang zu niedrig stapelt, weil nicht richtig kalkuliert wurde, bekommt Probleme.
Hast du dich einmal mit niedrigen Preisen etabliert, ist es sehr schwierig da wieder herauszukommen. Stichwort Zielgruppe ist hier auch sehr wichtig. Billige Preise suggerieren die Kunden gleichzeitig mit einem nicht so hochwertigen Produkt. Zudem ziehst du Kunden mit einem kleineren Budget an. Die Zielgruppe von „normal“ preisigen Shootings ist eine ganz andere. Zu dem Thema kommen wir gleich noch etwas genauer. Ich erläutere dir das Problem mit der Preiserhöhung auch noch einmal anhand eines Beispiels.
Ich möchte ein T-Shirt kaufen. Mein Budget ist egal. Ich möchte nur eine gute Qualität, damit das Shirt nicht nach 2-mal Waschen kaputtgeht. Bei einer Modekette gibt es ein T-Shirt für 20 €. Bei einer Designermarke kostet das Shirt mit einer ähnlichen Optik 80 €. Natürlich entscheide ich mich dann für das Designershirt… Obwohl das Shirt dieselbe Zusammensetzung hat und vermutlich auch aus derselben Fabrik stammt. Nur auf dem Designershirt steht ein Designername drauf.
Und jetzt? Jetzt erhöht die Modekette ihren Preis für das T-Shirt und dieses kostet jetzt auch 80 €. Kaufe ich dann, wenn ich vor der Entscheidung stehe das Shirt von der Modekette? Vermutlich nicht!
Ich schneide das sehr komplexe Thema hier einmal an. Wir schauen uns dafür auch noch einmal das Beispiel mit dem T-Shirt an. Es gibt Kunden, die kaufen grundsätzlich Designersachen und sind dafür bereit einen höheren Preis zu zahlen. Und es gibt Kunden, die sich nicht so etwas Teures leisten können oder auch wollen. Zwei verschiedene Gruppen an Menschen. Wenn ich mich am Anfang in dem Billigsegment bewege, spreche ich ganz andere Kunden an als später im höherpreisigen Bereich. Ich muss also bei einer abrupten Preiserhöhung ganz andere Kunden ansprechen und fange damit dann quasi nochmal von vorne an.
Kleiner Disclaimer: die Empfindung von billig und teuer sind natürlich sehr unterschiedlich. Was uns alle auch in unterschiedliche Zielgruppen von unterschiedlichen Branchen einteilt. Ich rede hierbei zu billig von einem Minusgeschäft.
Wir bewegen uns mit der Fotografie nun mal in einem Bereich der hochpreisigen Dienstleistung. Es fließt viel Zeit in die Fotos. Teures Equipment, ständige Weiterbildung. Das ist teuer, aber warum sollte das schlimm sein?
Billige Preise rufen bei den Kunden irgendwie das Bedürfnis hervor, extra doof zu sein. Egal ob versucht wird den Preis noch weiter zu drücken oder das 10. mal über die Bearbeitung der Bilder gemeckert wird. All das kommt so gut wie kaum vor, wenn man höhere Preise hat. Der Kunde denkt sich wahrscheinlich, wenn sie so doof ist ihre Dienstleistung so billig anzubieten, lässt sie alles mit sich machen.
Ziehen wir also ein Fazit. Zu günstig ist Mist. Wann sind wir zu günstig? Wenn Umsatz – Kosten = Verlust anstatt Gewinn. Was gut ist und was nicht, ist eine Erfindung der Gesellschaft. Du gibst dein Bestes und das ist das, was zählt! Wenn du dir unsicher bist, dann trete lieber noch einen Schritt zurück und übe weiter anstatt deine Zeit, Mühe und wundervollen Bilder für Lau zu verscherbeln.
Du möchtest endliche deine Shootingangebote richtig kalkulieren, um dein Business auf das nächste Level zu bringen? In diesem Workbook erarbeiten wir mit dir Schritt für Schritt die Kalkulation deines Stundensatzes, auf dessen Basis du ganz leicht Angebote erstellen kannst.
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